9. Olga Flor (15 Punkte) NEU
„Morituri“, Jung und Jung
Mit ihrem Essay „Politik der Emotionen“ sorgte sie 2018 für Debatten, mit Romanen wie „Die Königin ist tot“ oder „Kollateralschaden“ hat sie sich zuvor schon sehr viel Zuspruch von der Kritik erschrieben: Olga Flor zählt längst zu den zentralen intellektuellen Stimmen Österreichs. Ihre Literatur ist fest in den zeitgenössischen politischen Diskurse verankert, so auch der neue Roman „Morituri“. Handlungsmotor ist darin die Gründung einer dubiosen Privatklinik in der österreichischen Provinz. Diese Klinik ist spezialisiert auf Verjüngungsexperimente: das junge Blut von asylsuchenden Männern soll das der sogenannten autochthonen, also angestammten, Bevölkerung verjüngen. Mit Morituri, was so viel heißt wie „die Totgeweihten“, legt Olga Flor eine bitterböse Satire vor, die nicht zuletzt eine Abrechnung ist mit der Idee der Reinheit. Dabei klopft sie die Politik der Gegenwart auf ihre gefährlichsten Bruchstellen hin ab und zwar so, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt.